Das Video über den kleinen Omran, der nach einem Bombenangriff in Aleppo in einem Krankenwagen notversorgt wurde, entwickelte sich international zum Mediensymbol für das Leid der Bevölkerung im syrischen Bürgerkrieg.
Übersetzung des Titels : 17.8.2017 – Erste Aufnahmen von der Bombardierung des Stadtteils Al-Katerji in Aleppo durch vermutlich russische Kampfflugzeuge
Aleppo war eine der am heftigsten umkämpften Städte des syrischen Bürgerkriegs, bis Regierungstruppen die Stadt im Dezember 2016 einnahmen. Jahrelang waren die von der Opposition kontrollierten Stadtteile intensiven Angriffen der syrischen und russischen Luftwaffe ausgesetzt, durch die täglich Dutzende von Menschen ums Leben kamen.
In der Nacht auf Mittwoch, den 17.08.2016 bombardierten Kampfflugzeuge, die syrischen Aktivisten zufolge zur russischen Armee gehörten, den Stadtteil al-Katerji. In Begleitung medizinischer Rettungskräfte und der Weißhelme vom „Komitee für Zivilverteidigung“ gelang es Kameramännern des Aleppo Media Centers (einer Medienorganisation, die von syrischen Aktivisten und Journalisten betrieben wird), in den angegriffenen Stadtteil vorzudringen und Fotos und Videos von den Folgen der Luftangriffe aufzunehmen.
Das bekannteste dieser Videos stammt von dem Medienaktivisten Mustafa Al-Sarout. Es zeigt den fünfjährigen Omran Daqneesh, der apathisch blickend, staubbedeckt und aus einer Kopfwunde blutend in einem Krankenwagen sitzt. Das Haus von Omrans Familie war von einer Bombe getroffen worden, sein zehnjähriger Bruder Ali erlag später seinen Verletzungen. Im Video sieht man zunächst die Ankunft eines Krankenwagens mit einem medizinischen Team, begleitet von den Weißhelmen. Rettungskräfte tragen Omran, seinen Bruder und seine Schwester nacheinander zum Krankenwagen, damit sie medizinisch versorgt werden. Das dramatische, traurige Geschehen wird in seiner Wirkung noch verstärkt durch den Kontrast, den das neonbeleuchtete Weiß-Orange des Wageninneren zur zerstörten Umgebung und zum Aussehen der geschockten Kinder bildet.
Auf die Frage, warum er dieses Video aufgenommen und veröffentlicht habe, antwortete Al-Sarout, er wolle der Welt zeigen, was in Aleppo geschehe, wie die Rechte des syrischen Volkes täglich missachtet würden und wie dieses Volk mit der Ermordung und Vertreibung durch das Assad-Regime und dessen Verbündete lebe. Er werde mit seiner lebensgefährlichen Arbeit nicht aufhören, denn die Welt müsse davon erfahren.
Sehr schnell verbreitete sich das Video – und ein ähnliches Foto von Mahmoud Rslan- über Facebook, Twitter und YouTube und rückte den blutigen Konflikt in Syrien international ins Zentrum der medialen und politischen Aufmerksamkeit. Das Fernsehen und die Presse in Europa, den USA, arabischen Ländern und weiteren Teilen der Welt griffen es auf, es wurde in den Nachrichten ausgestrahlt, Bilder von Omran erschienen auf den Titelseiten lokaler Zeitungen oder wurden gar als Facebook-Profilbild verwendet.
Entsprechend zur Haltung der Kriegsparteien entwickelte sich ein medialer Konflikt um das Video. Während russische und regierungsnahe syrische Medien es entweder gar nicht zeigten oder als Propagandamaterial von Terroristen abtaten, drückten Medien und Zuschauerreaktionen im Westen überwiegend Mitgefühl mit dem kleinen Jungen und seiner Familie aus, Wut über den Umgang der eigenen Regierungen mit dem Krieg in Syrien sowie über die Brutalität der syrischen und russischen Streitkräfte bei der Bombardierung von Zivilisten. Oft wurden die Bilder von Omran mit dem Foto des ertrunkenen Aylan Kurdi verglichen. Eine Moderatorin des US-Nachrichtensenders CNN weinte während der Ausstrahlung, und in Washington wurde das Video mit dem Satz „Omran stellt das wahre Gesicht des Krieges dar“ kommentiert. Der kleine Junge habe an keinem Tag seines Lebens etwas Anderes als den Krieg, das Sterben, die Zerstörung und die Armut in seinem Land kennengelernt, so der Pressesprecher des US-Außenministeriums John Kirby.
Natheer Henafe Alali